<< zurückUnter tumorähnlichen (tumorartigen) Läsionen werden ganz verschiedene Krankheiten zusammengefasst, die echten Neoplasien ähneln (klinisch: Tumorbildung, d. h. Schwellung; histopathologisch: hohe Zelldichte), aber kein autonomes Wachstum aufweisen und somit als reaktive Prozesse anzusehen sind.
Im Kiefer kommen folgende riesenzellhaltige Läsionen und Tumoren vor:
- zentrales Riesenzellgranulom
- echter Riesenzelltumor
- aneurysmatische Knochenzyste (siehe: Pseudozysten des Kiefers)
- sogenannter brauner Tumor des Hyperparathyreoidismus
- Cherubismus
In diesem Kapitel werden nur das zentrale Riesenzellgranulom und der echte Riesenzelltumor beschrieben, die anderen Läsionen sind in den Kapiteln Kieferzysten sowie Osteopathien abgehandelt.
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Diagnostik
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Differentialdiagnostik
- odontogene Tumoren
- odontogene Zysten
- fibröse zemento-/ossifizierende Kieferläsionen
- maligne und benigne epitheliale und bindegewebige Tumoren
Zentrales Riesenzellgranulom
Definition und klinisches Bild
Das zentrale Riesenzellgranulom ist die häufigste riesenzellhaltige tumorähnliche Veränderung des Kiefers. Die Ätiologie ist unbekannt, diskutiert werden Blutungen oder Traumatisierung. Es kommt nur im Kiefer, nicht im übrigen Skelettsystem vor. Der Unterkiefer ist häufiger betroffen als der Oberkiefer. Es tritt tritt bei jungen Patienten (10-25 Jahre), häufiger beim weiblichen Geschlecht auf. Es verändert sich benigne reaktiv, daher metastasiert es nie (im Gegensatz zu den echten Riesenzelltumoren).
Symptome
- Auftreibungen des Knochens
- schmerzlose Schwellung
- Zahnlockerungen
- die Mittellinie wird selten überschritten
Das Krankheitsbild wird auf Grund zweier klinischer Fälle demonstriert:
Fall 1: zentrales Riesenzellgranulom der Mandibula
Fall 2: zentrales Riesenzellgranulom der Maxilla
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Radiologische Befunde
- scharf begrenzte, manchmal polyzystische Osteolysen
- gelegentlich Resorptionen der Zahnwurzeln
- Verdrängung von Zähnen und Zahnkeimen
- Verschattungen der Nebenhöhlen
Fall 1: #pic# #pic#
Fall 2: #pic#
Histologie
- keine Unterschiede im feingeweblichen Aufbau zwischen peripheren und zentralen Riesenzellgranulomen (Bezeichnung peripher oder zentral ist abhängig von der Lokalisation: peripher = am Zahnfleisch, zentral = intraossär)
- dichtes, zellreiches, an Granulationsgewebe erinnerndes Stroma aus spindeligen, mononukleären Zellen mit zahlreichen mehrkernigen Riesenzellen
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Differentialdiagnose
- sog. brauner Tumor bei Hyperparathyreoidismus
- Cherubismus
- aneurysmatische Knochenzyste
- zemento-ossifizierendes Fibrom
- Osteosarkom
Therapie und Prognose
- im Unterkiefer Kürettage mit peripherer Ostektomie; im Oberkiefer Kürettage
- ggf. Schienung des Unterkiefers bei Frakturgefahr
- ggf. endodontische Maßnahmen
- ggf. kieferorthopädische Therapie
- evtl. intraläsionale Gabe von Calcitonin oder Cortison
- Rezidive in ca. 12%
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Echter Riesenzelltumor
Der Riesenzelltumor ist ein fibrohistiozytärer Tumor, der äußerst viele osteoklastäre Riesenzellen enthält. Er wurde früher als Osteoklastom bezeichnet. Im Gesichtsschädel ist er extrem selten.
Prädilektionsstelle: Epiphysen der langen Röhrenknochen
Vorkommen im Alter von 20-40 Jahren
Histologie ähnlich der des zentralen Riesenzellgranuloms; lokal aggressives Wachstum, Rezidivneigung, Metastasierung möglich
Weiterführende Artikel
> Osteopathien im Kiefer- und Gesichtsbereich> Cherubismus Quellen
- Bataineh AB, Al-Khateeb T, Rawashdeh MA (2002) The surgical treatment of central giant cell granuloma of the mandible J Oral Maxillofac Surg. 2002 Jul;60(7):756-61
- Carlos R, Sedano HO (2002) Intralesional corticosteroids as an alternative treatment for central giant cell granuloma Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol Endod. 2002 Feb;93(2):161-6
- de Lange J, Rosenberg AJ, van den Akker HP, Koole R, Wirds JJ, van den Berg H (1999) Treatment of central giant cell granuloma of the jaw with calcitonin Int J Oral Maxillofac Surg. 1999 Oct;28(5):372-6
- Horch, H. H. (o.J.) Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie 1 Praxis der Zahnheilkunde 10,1