Das uropoetische System zeigt relativ häufig zahlreiche Form- und Strukturfehler:
Agenesie: |
unilaterales oder bilaterales vollständiges Fehlen der Niere |
Hypoplasie: |
Zwergniere bei normaler Struktur und unter 50 % der Gewebemasse |
Hyperplasie: |
kompensatorisch bei Einnierigkeit, angeboren als Zystenniere vergrößert |
Malrotation: |
unvollständige mediale Rotation (Kuchenniere) |
Ektopie: |
Kephale Verlagerung (selten) kaudale Verlagerung (fehlende Aszension aus der Beckenregion), auch Beckenniere (häufig) |
Verschmelzung zweier Nieren: |
Verbindung über die Mittellinie auch Hufeisenniere |
Einseitige Doppelniere: |
Einseitige gedoppelte Niere, gesunde kollaterale Niere |
Angeborene zystische Nierenerkrankungen: |
unilaterales oder bilaterales vollständiges Fehlen der Niere |
Hereditäre Glomerulopathien: |
kongenitales, infantiles, nephrotisches Syndrom |
Harnleitermißbildungen: |
Ureter fissus (gemeinsame Mündung) Ureter duplex (getrennte Mündung) Ureter triplex Ureterozele |
Vesiko-uretero-renaler Reflux: |
Einmündngsfehler der Ureteren |
Megaureteren: |
normales Nierenbecken, normale Nierenfunktion, Ureteroektasie |
Harnblasenhypertrophie: |
Hypertrophie und Ektasie, symptomlos |
Urachusfistel: |
vesico-umbilikale Fistel (Blase - Nabel) |
Ekstrophie der Blase: |
großer Bauchwanddefekt und fehlender Blasenwandverschluß |
Blasendivertikel: |
kongenitales, infantiles, nephrotisches Syndrom |
Hereditäre Glomerulopathien: |
meistens symptomlos, Blasensteinbildung |
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Fehlbildungen sind aus der besonderen Entwicklungsgeschichte des uropoetischen
Systems mit unterschiedlicher Herkunft der Gewebe und Lageveränderungen zu erklären.
Klinik der Fehlbildungen
Fehlbildungen gehen entsprechend ihrer morphologischen Vielfalt mit zahlreichen Symptomen einher:
- Infektionen, Fieber, Schmerzen, Hämaturie, Anämie
- Inkontinenz
- Niereninsuffizienz
- einseitiger Funktionsausfall
Die Diagnose wird gestellt durch:
- Harnuntersuchungen
- Sonographie
- Röntgendiagnostik, Urographie
- Computertomographie
- Miktionsurographie
- Endoskopie
Die
Therapie umfaßt die anatomische Korrektur (z. B. der Abflußstörung oder Reflux), die Entfernung überzähliger Anlagen (z. B. Doppelniere), die Entfernung funktionsuntüchtiger Organe (z. B. Hydronephrose), den Nierenersatz (z. B. bei Zystennieren bds.), durch Dialyse und Transplantation.
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Zysten können durch Pulsion, Kräfte von innen, oder Traktion, Zug von außen (meistens Narben) entstehen. Multiple Zysten, wie bei der typischen Zystenniere, sind aber das Ergebnis einer ontogenetischen Entwicklung auf dem Boden zystischer Degenerationen des Parenchyms.
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Die erbliche Zystenbildung der Niere führt im Laufe des Lebens durch den Parenchymverlust zur Niereninsuffizienz. Zystennieren können bei Neugeborenen schon bestehen oder sich im Erwachsenenalter doppelseitig entwickeln. Mit dem Eintritt der Niereninsuffizienz ist die
Nierentransplantation angezeigt. Zystennieren können auch Ursache einer renalen Hypertonie sein (s. u.). Dann besteht ebenfalls vor dem Eintritt sekundärer Schäden, die das Resultat einer späteren Transplantation gefährden können, eine Indikation zur Nierentransplantation.