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Interstitielle Nephritiden sind entzündliche, meist einseitige Erkrankungen des Interstitiums der Niere:
- akute Pyelonephritis
- chronische Pyelonephritis
- akute nichtdestruierende interstitielle Nephritis
- chronische nichtdestruierende interstitielle Nephritis
- chronisch granulomatöse Nephritis
- (Urogenitaltuberkulose, Nierensarkoidose, Nierenaktinomykose)
Verlauf interstitieller Nephritiden
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Bakterien ↓ akute, abszedierende Entzündung |
Diabetes u.a. |
(hämatogen oder aszendierend - E. Coli, Proteus, Klebsiellen) ↓ |
obstruktive Transportstörungen |
multiple Abszesse im Interstitium massive |
 Heilung |
Entzündung ↓ akutes Nierenversagen |
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Obstruktionen Harnwegsinfekte (E. Coli, Staph. aur. Enterokokken) Bakterien ↓ chronisch in Schüben ↓ Destruktion des Parenchyms chronisch, herdförmig, tubulär, interstitiell ↓ Entzündung → Fibrose Narben, narbige Einziehungen atrophische Tubuli Endothelfibrosen ↓ ↓ chronische Entzündung Hypertonie ↓ Niereninsuffizienz |
nicht bakterielle Entzündungen
1. |
lymphoplasmatische Entzündung durch extrarenale Infekte, Toxine, Hypotonie |
2. |
Drogenabusus (Analgetika) oder unbekannt, Papillennekrosen, Schrumpfniere |
3. |
Tuberkulose miliare Tuberkel der Niere |
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↓ |
|
Verkäsung Perforation → Deszension Zerstörung der Kelche |
|
↓ |
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Niereninsuffizienz |
4. |
Sarkoidose Granulome Urolithiasis |
5. |
Aktinomykose Einschmelzungen Papillennekrosen Urolithiasis |
|
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Pathophysiologisch verläuft die interstitielle Nephritis entsprechend der überwiegenden Zerstörung bestimmter Abschnitte der Nephronen.
Glomerulus (sekundär) |
abnehmendes Glomerulusfiltrat glomeruläre Proteinverluste Hypertonie |
proximaler Tubulus |
Azidose tubulärer Proteinverlust Fanconi-Syndrom |
distaler Tubulus |
Azidose Natriumverlust Hyperkaliämie |
Medulla |
vermindertes Konzentrationsvermögen |
Die
Symptomatik erklärt sich aus den pathophysiologischen Abläufen. Die Infektionen werden überwiegend durch folgende Erreger ausgelöst:
E. Coli |
ca. 50 % |
Enterokokken und Staphylokokken |
je ca. 30 % |
Proteus |
ca. 15 % |
Enterobakter und Pseudomonas |
zus. ca. 5 % |
Die aszendierenden Infektionen werden durch Harnwegsobstruktionen mitausgelöst und unterhalten, gelegentlich findet man auch hämatogene Infektionen, überwiegend durch embolische Verschleppung bei bakteriellen Endokarditiden.
Symptome:
hohes Fieber, Leukozytose, Flankenschmerzen, Bauchdeckenspannung, septische Temperaturschübe mit Schüttelfrost und Kreislaufhypotonie, Anämie, Hypertonie, Miktionsbeschwerden
Diagnose:
- klinisches Bild
- Harnbefund, Proteinurie
- Bakteriologie, Kultur
- Sonographie
Diagnose der prädisponierenden Faktoren: Harnabflussstörungen, (Tumoren, Entzündungen, Stenosen, Steine, Traumata, Prostatahyperplasie, -adenom, -karzinom, Urethrastenosen), Stoffwechselerkrankungen, vor allem Diabetes, Immunabwehrschwäche
Therapie:
- allgemeine Schonung und Bettruhe
- flüssigkeitsreiche Nahrung
- Antibiotika nach Testung
- Beseitigung obstruktiver Erkrankungen
- nach Eintritt einer Niereninsuffizienz: Dialyse
- nach Infektsanierung: Nierentransplantation
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Die physiologische Abwehr gegen Infektionen der ableitenden Harnwege ist die permanente distalwärts gerichtete Spülung des Systems mit sterilem, bakterizidem Harn. Dies gelingt normalerweise bei Männern bis zum letzten Drittel, bei Frauen bis zum Anfangsteil der Urethra. Bakterielle Infektionen werden begünstigt, wenn der Harnfluss versiegt oder eine Umkehr der Flussrichtung erfolgt (Reflux), die Schleimhautbarriere Schaden nimmt, z. B. durch Zerstörung der Ig-A oder Bakterien in einer Schleimhautsymbiose leben:
Pathologische Anatomie:
- akute bakterielle Zystoureteropyelitis
- chronisch-unspezifische Zystoureteropyelitis
- Zystoureteropyelitis follicularis
- Zystoureteropyelitis cystica
- chronisch-granulomatöse Zystoureteropyelitis
Pathophysiologie
Der Verlauf einer uropoetischen Infektion wird bestimmt durch:
- Art und Virulenz der Keime
- den Infektionsweg:
- aszendierend, hämatogen,
- direkte Infektion (z. B. Rektum-Blasenfistel)
- Eigenschaften der Standortflora
- Pathogenität der Bakterien (z. B. Adhärenz)
- Die Abwehrmechanismen des Wirtsorganismus (Harnstromvolumen, Bakterizidie des Harnes durch Osmolarität, pH, Harnstoffkonzentration, Antikörperproduktion)
- Abwehrschwächen des Wirtsorganismus (Diabetes mellitus, Harnwegsobstruktionen, Restharn, Reflux, Tumorleiden, Dauerkatheter usw.)
Infektionen können flüchtig, mit wenig Symptomen, ohne nennenswerte morphologische oder funktionelle Schädigungen ablaufen. Sie können sich aber andererseits zu hoch fieberhaften, schweren, abszedierenden, gewebedestruierenden Infektionen entwickeln, rezidivieren, persistieren und schließlich zum Erlöschen der Organgfunktion, z. B. der Niere, führen.
Harnwegsinfektionen, Erreger, Gewebereaktion
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Typ |
Spezies |
regionale Reaktionen |
1. |
akute bakterielle Zysto-uretero-pyelitis Darmkeime (vorwiegend bei Kindern) |
E.coli (pH >8~70 %) Enterokokken (10%) Proteus (~10 %) Staphylokokken (~5 %) sonstige (~5 %) |
Rötung, Schwellung, Schmerzhaftigkeit Exsudation, Blutaustritte |
2. |
chronisch-unspezifische Zysto-uretero-pyelitis |
wie bei akuter bakterieller Zysto-uretero-pyelitis |
weniger Entzündungszeichen, unspezifische Granulation Kapillarneubildungen, Mukosa-Plasmazellinfiltrate |
3. |
Zysto-uretero-pyelitis follikularis |
wie 1 und 2 |
Fortsetzung von 2 bei langdauerndem Verlauf: keimzentrenhaltige Lymphfollikel mit granulierter Schleimhautoberfläche |
4. |
Zysto-uretero-pyelitis cystica |
wie 1 und 2 |
Fortsetzung von 2 über längere Zeit: intraepitheliale Zysten mit Zylinder oder schleimfildendem Epithel ausgekleidet. Blasenförmige Schleimhautoberfläche - Obstruktion |
5. |
chronisch-granulomatöse Zysto-uretero-pyelitis |
deszendierend von der Niere: Tbc |
Tuberkel, besonders um die Ureterostien |
6. |
Sonderformen |
wie 4 |
papilläre Wucherungen Schleimhautnekrosen |
7. |
Bilharziosis urogenitalis |
Schisostosuma hämatobium |
Eigranulome |
Klinik der Infektionen
Diagnose, Definition |
Symptome (S), Diagnostik (D) |
Therapie |
Aktue Pyelonephritis Interstitielle Entzündung des Parenchyms und Beckens der Niere |
S |
plötzlich, heftig, fieberhaft mit Tachykardie, Schmerzen, Druckschmerz, schwere allgemeine Infektsymptome, akute Bauchsymptome |
D |
Harn: Bakterien, Erythrozyten, Leukozyten Blut: Leukozytose, Linksverschiebung |
|
Antibakteriell nach Abnahme der Harnbakteriologie und Testung. Ursachenbeseitigung, z.B. der Obstruktion (Prostatahypertrophie), Restharn: suprabubischer Blasenkatheter, antipyretisch |
Nierenabszess konfluierende Eiterherde im Nierenparenchym |
S |
wie akute Pyelonephritis Schmerzen, Flankenödem, große Niere |
D |
Sonographie, CT |
|
Antibiotika nach Resistogramm Bei Sepsiszeichen: perkutane Abszeßdrainage Obstuktionstherapie oder Umgehung (z. B. durch Nierenbeckenfistel) Nierenteilresektion, Nephrektomie |
perinephritischer Abszeß Eiteransammlung extrarenal zwischen Kapsel und Gerola-Faszie |
S |
meist im Anschluss an Nierenabszeß, dann zusätzliche Symptome: massiver dumpfer Flankenschmerz, Schwellung, Rötung, Ödem der Flanke, Schonhaltung (gebeugt). Peritonitis, Pleuritis, akuter Bauch |
D |
Sonographie, CT, Punktion (Sonographie gesteuert) |
|
perkutane Punktion und Drainage Antibiotika nach Resistogramm |
Pyelonephritis mit ischämischer Papillennekrose |
S |
wie akute Pyelonephritis dazu: Harnleiterkoliken durch Gewebefragmente, selten Urosepsis |
D |
Röntgenologisch: Kelchdestruktionen |
|
wie bei akuter Pyelonephritis Dazu: Beseitigung der Obstruktion durch Gewebepartikel, perkutane Nephrostomie Bei akutem Nierenversagen, siehe Akute Niereninsuffizienz |
chronische Pyelonephritis chronische interstitielle Nephritis, oft ohne bakterielle Besiedlung |
S |
oft Diabetes, Urolithiasis, Obstruktionssymptome, allgemeine Krankheitssymptome, Rückenschmerzen, gastrointestinale Störungen mit Gewichtsabnahme, später Niereninsuffizienz, Anämie, Hypertonie, Harnwegsinfektionen |
D |
Im i.v.-Urogramm entzündliche Nierenkelchdeformation, verschmälertes Nierenparenchym |
|
Therapie der vorausgegangenen akuten Infektion Therapie der Risikoerkrankungen einschließlich der Obstruktionen Langzeit-Antibiotikatherapie bei Versagen konservativer Methoden: Nephrektomie |
Xanthogranulomatöse Pyelonephritis Sonderform: eitrig verfettende Entzündung durch zelluläre Reaktionen |
S |
große, funktionslose Niere mit Verkalkungen, Hämaturie, Leukozyturie, Bakterien (E. coli, Proteus) |
D |
Sonographie, CT |
|
Nephrektomie |
Ureteritis Entzündung der Ureteren |
S |
wie akute Pyelonephritis plus Passagebehinderung |
D |
i.V.-Pyelographie retrograde Pyelographie |
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Schienung des Ureters |
akute Zystitis hämorrhagische, eitrige und unkomplizierte Entzündung der Blase "Flitterwochenzystitis" |
S |
Brennende Schmerzen bei und nach der Miktion, Harndrang, Pollakisurie, Nykturie, Dysurie, Hämaturie |
D |
Harnbefund: Bakterien, Leukozyten, Erythrozyten |
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Kurzzeitantibiotikatherapie nach bakteriologischem Befund und Resistenzprüfung, Vermeidung von Aszension: Langzeittherapie Therapie ursächlicher Faktoren z. B. Blasensteine, Obstruktionen Prostatahypertrophie |
Pilzinfektionen Infektionen mit Candida albicaus u. a. bei zehrenden Erkrankungen aszendierend, hämatogen |
S |
allgemeine Zeichen der Infektion |
D |
Harnbefund |
|
Antibiotika |
Bilharziose (Schisostosoma haematobium) Eier in der Blasenwandinfektion |
S |
Zystitissymptome, terminale Hämaturie |
D |
Blutbild: Eosinophilie Harn: Einachweis |
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Praziquantel |
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Pyonephrose, perinephritischer Abszess, Zwerchfellhochstand rechts, sympathischer Pleuraerguss rechts, normale Darstellung der linken Niere (im Bild rechts)
Infektionen treten im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen häufiger auf.
Blasenentleerungsstörungen:
- neurogen
- Obstruktion
- Divertikel
- Reflux
Beschädigung des Epithels
- Katheter
- instrumentelle Untersuchung
Harnsteinleiden
- Nierenbeckensteine
- Blasensteine
Kontakt zur Außenwelt
- Nierenfistel
- Ureterenkatheter
- Blasenfistel
- Blasenkatheter
- Scheidenfistel
- Rektum-Blasenfisteln
Natürliche Abwehrvorgänge verhüten normalerweise die Infektion, ihre krankhaften Veränderungen initiieren sie.
- Volumen des Harns pro Zeiteinheit
- Chemismus des Harns pH 6-7
- Osmolalität 400-800 mosmol/d
- erniedrigte O2-Partialdrucke
- Ammoniakkonzentration
- Anti-B-Faktor
- IgA-Produktion
- Antikörperproduktion
- Epithelzellregenration
- Chemotaxis und Phagozytose
Therapie:
Das Prinzip der Therapie von Harnwegsinfektionen lautet:
- Bettwärme
- feucht-warme Umschläge
- Sitzbäder
- Analgetika
- reichlich Flüssigkeit
- Chemotherapie